Landtagswahl am 21. September 2003



Siebzehn Fragen zum 21. September

Fragen nach Vorgabe der Lindauer Zeitung an die Landtagsabgeordnete Heidi Lück








01. Sind Sie stolz, ein Bayer zu sein?

Stolz kann man eigentlich nur auf das sein, was man persönlich leistet. Aber ich freue mich sehr, in Bayern leben und arbeiten zu können. Auf die bayerische Regierung jedoch bin ich keineswegs sehr stolz.


02. Kennen Sie persönlich einen Arbeitslosen? Was raten Sie ihm?

Ja, ich kenne Arbeitslose und rate ihnen, nicht aufzugeben. Denn auch ich habe oft meine Chancen suchen müssen und nur durch Einsatz und Durchhalten meine Ziele erreichen können.


03. Mit welchem Politiker einer anderen Partei würden Sie zur Not auf eine einsame Insel ziehen?

Na ja - eigentlich komme ich mit den meisten Kollegen ganz gut klar, aber auf eine einsame Insel möchte ich doch lieber mit jemand anderem.


04. Die Kassen des Freistaates sind leer. Welche Leistungen würden Sie deshalb als erstes streichen?

Ich würde nicht bei den Leistungen anfangen. Weil die CSU-Staatsregierung in guten Zeiten leider das Tafelsilber ohne erkennbaren Nutzen verschleudert hat und darüber hinaus auch noch die Kommunen ausgezehrt hat, ist zum Zusetzen jetzt nicht mehr viel da. Deshalb muss sie sparen - aber erst mal bei sich selbst. Mindestens zwei Ministerien und einige Staatssekretäre sind übrig. Und es genügt sicher auch eine Grundsatzabteilung. Warum das Staatsministerium allein mehr Personal braucht als das Weiße Haus in Amerika ist mir unverständlich. Denn bei den Mehrheiten kann die alles überspannende Werbung wohl etwas eingeschränkt und so erhebliche Mittel eingespart werden. Dies würde auch der Demokratie in Bayern gut tun.


05. Was fällt Ihnen zur "Wissensstadt" ein?

Die Nobelpreisträger-Tagung, die es auszubauen gilt.
Das Internationale Hochschulinstitut, für das ich mich sehr eingesetzt habe.
Die Akademie Schönbühl, das Lindauer Modell und die „Lernende Region Bodensee“.
Die Agenda Prozesse – von der Bodensee-Agenda bis zur Kreis-Agenda.


06. Welchen Politiker bewundern Sie am meisten? Warum?

Nun, mit dem Bewundern ist das so eine Sache. Ich schätze Renate Schmidt, weil sie couragiert und engagiert Probleme anpackt.


07. Am meisten bereitet mir in Bayern Sorge, ...

dass die Demokratie vielfach fast schon nicht mehr existiert, dass die CSU den Staat vereinnahmt und selbst haarsträubende Skandale mit einem Schulterzucken abgetan werden.


08. In den nächsten Jahren will ich mich besonders einsetzen dafür ...

dass unsere Region nicht abgehängt wird – Schienenanbindung an die NEAT.

dass die Bayerische Staatsregierung diese Region nicht nur mit schönen Worten, sondern auch mit Taten unterstützt.

dass die Zusammenarbeit der Bodenseeanrainerstaaten intensiviert wird.


09. Toleranz bedeutet für mich ...

andere Meinungen bestehen zu lassen. Sachprobleme hart aber fair auszudiskutieren.


10. Am meisten ärgere ich mich über ...

Verlogenheit und Scheinheiligkeit - z.B. wenn CSU-Kollegen in München Beschlüssen zustimmen, von denen sie vor Ort dann gar nichts mehr wissen wollen - und dann auch noch "empörte Briefe" an ihre Freunde in München schreiben um so den Menschen vorzugaukeln, dass ihre Sache bei ihnen in guten Händen ist.


11. Es freut mich immer, wenn ...

ich Menschen, die sich mit einem Problem an mich wenden, helfen kann. Und natürlich auch, wenn ich mal Zustimmung zu meinen Anträgen im Landtag bekomme. Ich freue mich aber auch manchmal einfach so über schöne Natur und Blumen.


12. Edmund Stoiber ist ...

machtbesessen, super ehrgeizig und, denke ich, auch egoistisch, ein sehr geschickter Taktierer - Kalt lächelnd serviert er Parteifreunde ab, wenn es ihm nützt.


13. Franz Maget ist ...

menschlich und teamfähig, ein sehr guter und oft unterschätzter Politiker.


14. Wenn ich in München ganz allein das Sagen hätte, würde ich als erstes ...

bei der Bildung schon im Kindergartenbereich ansetzen, wie dies wissenschaftlich geboten ist. Weiter würde ich die Rahmenbedingungen in Grund- und Hauptschule den Erfordernissen anpassen: kleine Klassen und ausreichend Lehrer auch in den weiterführenden Schulen. Gemeinsame, 6-jährige Schulzeit und in jedem Landkreis bedarfsorientierte Ganztagsangebote.

Dafür sorgen, dass die Region verkehrsmäßig nicht abgehängt wird.

Besonderen Wert würde ich darauf legen, dass soziale Strukturen, die mühsam aufgebaut wurden, erhalten bleiben, statt zuzusehen, wie vieles kaputt geht, ob im ambulanten Pflegebereich oder im ambulanten psychischen Bereich oder auch bei Kinderbetreuungseinrichtungen. Statt dauernd neue Pilotprojekte zu verlangen, würde ich erfolgreiche Projekte verstetigen.

Eine echt nachhaltige Umweltpolitik, die auch die Klima-Veränderungen berücksichtigt.


15. Heimat ist für mich ...

dort, wo ich Familie und Freunde habe.


16. An Lindau schätze ich besonders ...

die wunderschöne Landschaft, den Bodensee und natürlich die Menschen, die hier leben.


17. Darf ein Politiker schwindeln, oder muss er immer die Wahrheit sagen?

Ich denke, dass niemand bewusst lügen darf. Natürlich wird aber nicht jeder immer alles ungeschminkt sagen:

Leider ist meine Erfahrung eher ernüchternd, denn wenn ich versuche, klar Fakten darzustellen und auch meine (leider eingeschränkten) Möglichkeiten aufzuzeigen, ernte ich oft genug nicht gerade Zustimmung.

Derjenige aber, der sich populistisch und nicht immer wahrheitsgerecht in Szene setzen kann, der komplizierte Sachvorgänge mit einigen platten Schlagworten abtut, erntet leider nicht selten den Beifall.

Und wenn dann die Ernüchterung eintritt, werden alle Politiker, egal wie sie sich verhalten, in einen Sack gesteckt und geprügelt.






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